Lesung: Der Isländer Arthur Bollason führt in die isländische Saga-Welt ein

Donnerstag, 19. September 2024, 20:00
Bürgersaal des Rathauses Gaggenau

Die Isländersagas sind literarische Kunstwerke, in denen Erinnerungen an Menschen festgehalten sind, die in der turbulenten Wikingerzeit aus ihren Heimatregionen in Norwegen und auf den Britischen Inseln aufgebrochen sind, um auf einer bis dahin unbewohnten Insel mitten im Atlantik ein besseres und friedlicheres Leben zu finden.

Es handelt sich um insgesamt vierzig unterschiedlich lange Geschichten, die im 13. und 14. Jahrhundert in Island auf Pergament niedergeschrieben wurden. Sie schildern die sogenannte Landnahme Islands im 9. und 10 Jahrhundert und das Leben der ersten Generationen der Siedler in einem Paradies der Jäger und Bauern, wie eine neue Gesellschaft von Menschen verschiedener Herkunft entsteht, frei von der Herrschaft eines Königs, wie das älteste Parlament der Welt gegründet wird und wie sich mutige Abenteurer auf die Suche nach neuen Ländern im Westen der Welt machten – zwei Sagas beschreiben die Besiedlung Grönlands und die Entdeckung Nordamerikas. Es sind Geschichten von harten Kämpfen und Konflikten zwischen regionalen Häuptlingen und Bauern, bei denen es um Ländereien, Güter und Vergünstigungen, Glauben und Macht, Liebe, Würde und Ehre geht.   

Die Isländersagas sind lebendig und bunt; in ihrem Stil und ihrer realistischen Erzählweise sind sie im Mittelalter einmalig und zählen zu den größten literarischen Meisterwerken der westlichen Kulturgeschichte. Berühmte Autoren haben sie gepriesen und als Inspirationsquellen bezeichnet, Forscher in aller Welt haben sich mit ihnen beschäftigt und sie herausgegeben, und es waren nicht zuletzt deutsche Wissenschaftler, die in der zweiten Hälfte des 19. und in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts mit gründlichen Untersuchungen und hochwertigen Ausgaben einzelner Sagas einen wertvollen Beitrag geleistet haben. Es scheint auch, als sei in kaum einem anderen Land das Interesse an isländischer Literatur des Mittelalters, an Islands Kultur, Natur und Literatur im allgemeinen so groß wie in Deutschland. Schließlich geht die Mythenwelt der beiden Völker in den Götter- und Heldenliedern der Edda ineinander über, was sich nicht nur im mittelhochdeutschen Nibelungenlied zeigt, sondern auch beispielsweise in Richard Wagners Opernzyklus vom Ring des Nibelungen, der wesentlich auf die Dichtungen der Edda basiert.

In seinem Vortrag wird der isländische Autor und frühere Leiter des „Saga-Museums“ im Süden seiner Heimat, die Isländer-Sagas in ihrer Vielfalt darstellen. Er wird sein Augenmerk dann im Besonderen auf die größte und berühmteste Saga, die „Njals Saga“ richten und die Frage aufwerfen, ob man diese große Saga als „Nationalepos“ der Isländer bezeichnen kann.

Außerdem wird Bollason auf das Verhältnis des isländischen Nobelpreisträgers Halldór Laxness zu den Sagas eingehen, sowie auch die Bedeutung der Sagas für unsere Gegenwart erläutern.

Im nächsten Jahr erscheint die erste deutsche Gesamtausgabe der Sagas.

 

Eintritt:

10,- € Mitglieder
15,- € Nichtmitglieder

Schüler, Studenten frei

 

Karten an der Abendkasse,
Vorverkauf über Reservix oder per E-Mail:
info@kulturring-gaggenau.de

Copyright

  © Fotos: "Trolle" V. Reinauer
  © Foto: Laura Droße/Icelandair

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